Stolpersteinverlegung

Im Gedenken an Wilhelm Brendle

Gunter Demnig. Stolperstein Verlegung im Gedenken an Wilhelm Brendle

„Die Erinnerung darf nicht enden;
sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.
Es ist deshalb wichtig, eine Form des Erinnerns zu finden,
die in die Zukunft wirkt.
Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken,
dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein
und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“
– Roman Herzog

Im Rahmen der Stolpersteinverlegung in Sindelfingen wurde am 22. Mai 2025 auch in unserer Siedlung ein Stolperstein verlegt – in Gedenken an Wilhelm Brendle.
Wilhelm Brendle, geboren 1889, war Stukkateur und engagiertes Mitglied der KPD in Sindelfingen. Auch unter dem NS-Regime blieb er politisch aktiv. 1933 und erneut 1935 wurde er verhaftet. Nach seiner Haft kam er in die Konzentrationslager Welzheim, Dachau und schließlich nach Mauthausen, wo er am 25. Januar 1940 ums Leben kam. Er hinterließ eine Frau und einen Sohn.
Die Verlegung seines Stolpersteins fand um 10:15 Uhr in der Uhlandstraße 25 statt. Begleitet wurde sie von Musik, einem Beitrag von Schüler*innen des Stiftsgymnasiums sowie einer Würdigung seines Lebens und Widerstands.

Das Projekt STOLPERSTEINE des Künstlers Gunter Demnig ist ein europaweites Denkmal, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert – direkt vor den Häusern, in denen sie lebten.
Mehr Informationen unter: www.stolpersteine.eu

Stolperstein Verlegung im Gedenken an Wilhelm Brendle

Poetry Slam erdacht von Line Stähle,
vorgetragen von Emma Franke, jeweils Kl.11 des Geschichtskurses von Siglinde Berenbold

Ich weiß nicht, was er war, für ein Mensch,
wie er sprach, wie er ging, wie er dachte,
wie er sang, wie er stieg, wie er machte,
was ihn zum Feind machen mochte,
weil er nicht auf‘s selbe pochte?
Er war Kommunist, und damit nicht Freund
Sondern „Staatsfeind“
Derer die, die Herrschaft hatten
Ich weiß nicht, wen er liebte- oder nicht- oder mochte –
Wie er liebte – oder nicht – oder empfand
Wie er schwärmte – oder nicht – oder hoffte?
Was genau er dachte, denn er war ja nicht nur Kommunist-
Sondern Mensch.
Ein Menschenkind, wie du und ich.
Wir alle waren Kinder, sind Kinder Gottes für die einen, für die anderen bloß Menschen, aber das reicht uns doch.
Wer sind wir noch? Nach alledem?
Ich weiß nicht, wo sie ihn ergriffen?
Hatte er Frau und Kind zugeraunt, zu gehen,
hatte er welche, die ihn vermissten,
und konnten die´s verstehen?
Saß er am Tisch, sah er zur Uhr?
Oder lief er nur,
hin und her und auf und ab,
weil ihn auf Trab
hielt die Ahnung davon, was geschehen sollte
Wer war er?
Ging er ins Theater? War er ein Mensch, der gern lachte
Oder hatte ihn die Sorge eingeholt?
Hat er sie vor Kind und Frau verbirgt?
Was aß er zum Frühstück? Was zu Mittag?
Wie blickte er drein, wenn er dachte?
Mochte er, wie er wirkte, wie hätte er gern gewirkt?
Sie kamen – wann kamen sie?
Die Uniformen mit den Menschen darin,
Was aßen sie zum Frühstück, was zu Mittag?
Mochten sie, was sie wirkten, was hätten sie gerne gewirkt?
(Hatte Sie die Sorge eingeholt? Um Kind und Frau und Vaterland?
Hassten sie deshalb alles, was ihnen unbekannt,
ungewohnt, weil es so leichte Opfer waren/die so leichte Opfer stellten?)
Sie kamen, Sie ergriffen ihn,
ich weiß nicht, wann und wo,
weiß nichts von dem Kind Gottes und dem Menschen,
der verschwand, und sowieso,
nur von dem Namen, der blieb und der bleiben soll,
denn selbst den Namen nahmen sie und stachen die Nummer –
sie hatten kein Recht dazu,
sie alle hatten kein Recht dazu, sie nahmen den Menschen und leugneten,
dass er einer war,
aber der Name blieb. Und der Mensch blieb ein Mensch.

Stolperstein im Gedenken an Wilhelm Brendle
Stolperstein Verlegung im Gedenken an Wilhelm Brendle